Elias erwachte. Der Strom war wieder ausgefallen. Dies passierte häufig die Tage, denn es war Spätsommer in Deutschland und Gewitter gab es zu dieser Zeit reichlich. Seit Jahren wundern sich die Menschen hier über einen mächtigen Sturm, der jedes Jahr erneut aufzog und dessen Zerstörungskraft beispiellos war. Jedes Jahr, wenn der Orkan kam, begannen die Menschen in den Städten zu beten, er möge nicht ihre Häuser zerstören. Und jedes Jahr zog dann der Sturm geradezu sanft über die Städte der Menschen hinweg und verschonte sie, doch vernichtete er alles andere außerhalb der Städte. Elias verließ das Haus. Er ist der Einzige, der nicht im Cybernet registriert ist, der neuen Gesellschaftsform. Denn sie gefiel ihm nicht. Elias gefiel dagegen die Natur, wo er noch frei denken konnte und immer noch Erfüllung im Leben fand, seine eigenen Gedanken und Empfindungen ihn erfreuten, die nur in ihm wohnten und nicht im Cybernet. Von ihr, der Natur, war er nicht erfasst, er war lediglich ergriffen.
Elias hatte gesehen, dass jeder Mensch, sobald er etwas besaß oder beherrschte, darüber nicht mehr glücklich war und ihm keine Beachtung, keinen Respekt mehr entgegenbrachte. Sie beherrschen die Natur und doch sind sie der Inbegriff der Ohnmacht. Denn sie wissen nicht, was sie wollen.
Elias fragte sich immer wieder, ob es nicht ein Fehler war, dass die Menschen als erstes die Natur zu beherrschen begannen. Und als die Menschen begannen, die Natur zu beherrschen, liebten sie sie nicht mehr, verstanden sie nicht mehr und verloren den Kontakt zu ihr. Und als sie begannen, über einander zu herrschen, da hörten sie auch auf, sich untereinander zu schätzen und zu lieben. Am Ende wurden sie zu Sklaven ihres Cybernets und ihrer eigenen Maschinen, an denen sie sich selbst messen. Als der Strom ausfiel, rannten sie sofort zu den Signalgebern neben dem Wald, den Fabriken, den Maschinen, die sich überall auftürmten, um sie wieder in den Zustand zu versetzen, den sie vor dem Unwetter gehabt hatten… so schnell sie konnten! Sie kamen ihm wie blinde Geister vor, die vor der Abendsonne umherirrten. Ohne wirklich in dieser Welt leben zu können, die sich nach dem Regen und im abendlichen Sonnenglühen um sie herum ausbreitete. Nach dem Regen strahlte und glänzte sie mit neuer Kraft. Aber das fiel außer Elias keinem auf. Und so wird er der Einzige sein, der die Wahrheit über den Sturm erfährt.
Denn nur ihm war es bewusst, dass der Sturm nur die Seelen der anderen Menschen sind, die die Körper der Menschen verlassen haben. Und so waren es ihre Seelen, die sich jedes Jahr, blind zu einem Sturm erhoben, einem mächtigen Aufschrei ihres Scheiterns. Und genau deswegen waren die stürmischen Seelen ihnen in ihren Zimmern, in ihren Häusern, in ihren Städten fern geblieben. Die Seelen…sie hatten Angst. Die Seelen wollen niemals in die Körper der Menschen zurück, weil sie für sie wie ein Gefängnis sind. Es wird wohl in Zukunft noch viele Stürme geben, dachte Elias.